Yeshe Chöling

Sakya Förderverein e.V.

 

Ehrwürdiger Khenchen Lama Sherab Gyaltsen Amipa

 

Khenchen Lama Sherab Gyaltsen Amipa Rinpoche wurde 1931 in der Stadt Sakya in Tibet geboren. Im Alter von sieben Jahren trat er in das Kloster Sakya Thubten Lhakhang Chenmo ein, dem Hauptkloster der Sakya Tradition. Im ersten Jahr erhielt er Unterricht in schulischen Grundkenntnissen. Darauf folgte das Auswendiglernen vieler Texte, die im Kloster studiert und rezitiert wurden. Nach einer Reihe vorbereitender Studien, widmete er sich den fünf Höheren Fächern: Pramana (Logik), Vinaya (Ethik), Madhyamika (Mittlerer Weg), Prajnaparamita (Transzendentale Weisheit) und Abhidharma (Philosophie).

 

Im Alter von siebzehn Jahren erhielt er die vollständigen Belehrungen des Lamdre und führte verschiedene Rückzüge durch. Danach legte er das Kachu-Examen (über 10 Themen) mit Erfolg ab.

 

Zu jener Zeit leitete er im Sakya-Kloster auch die jährlichen heiligen Vajra−ChamTänze, die am letzten Tag der Rezitation des Kangyur stattfanden. Dann legte er die höchsten Mönchsgelübde als Bhikshu ab. Mit dem Titel des Geshe Rabjampa, dem höchsten Grad des klösterlichen Universitätsstudiums, schloss er sein über 20 Jahre andauernde Studium ab. Lama Sherab Gyatsen Amipa Rinpoche unterrichtete fortan eigene Schüler. Er selbst erhielt dabei weiterhin Unterweisungen zu den Dreizehn Goldenen Dharmas und zu anderen Themen.

 

1960 verließ der Ehrwürdige Lama Sherab Gyaltsen Amipa Tibet und ging ins Exil nach Indien. Nach drei Jahren im Sakya−Guru−Kloster in Darjeeling konnte er sein Studium an der Schule der jungen Lamas in Dalhousie fortsetzen. 1967 sandten Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama und die Tibetische Exilregierung den Ehrwürdigen Lama Sherab in die Schweiz an das Tibet−Institut in Rikon.

 

Seine Unterweisungstätigkeit erweiterte sich nun entscheidend, denn jetzt unterrichtete er sowohl Tibeter aller Altersstufen in der Schweiz, als auch Europäer in den von ihm gegründeten Zentren. 1974 organisierte er eine sechsmonatige Ausstellung über tibetische Kultur an der Universität Zürich. 1988 reiste er nach Sarnath in Indien, zur Teilnahme an einer Konferenz mit Seiner Heiligkeit dem XIV. Dalai Lama, Seiner Heiligkeit Sakya Trizin und den großen Lamas aller Traditionen. Die Konferenz wurde 2000 in Dharamsala fortgesetzt. Als erster tibetischer Lama gab er 1999 im Europäischen Parlament in Straßburg eine Unterweisung über den Buddhismus. Im Jahr 2004 führte er erfolgreich einen sechs monatigen Hevajra−Rückzug durch.

 

2010 während einer feierlichen Zeremonie im Rahmen der Lamdre Belehrungen in Kuttolsheim wurde ihm der ehrenvolle Titel eines Khenchen verliehen (mit der Bedeutung großer Abt). An diesem glücksverheißenden Tag des tibetischen Kalenders, Chökhor Düchen, an dem Buddha zum ersten Mal nach seiner Erleuchtung das Dharmarad drehte und die Vier Edlen Wahrheiten lehrte, wandte sich Seine Heiligkeit Sakya Trizin mit großer Anerkennung und seinen besten Wünschen an Khenchen Lama Sherab G. Amipa. Er betonte seinen erfolgsgekrönten, unermüdlichen Einsatz über ein halbes Jahrhundert hinweg, auch durch Gründung zahlreicher Zentren. Er gewährte unzähligen Menschen Hilfe, unterstützte Klöster in der Himalayaregion, in Indien und Nepal sowie vielen Mönche und Nonnen.

 

Am 14.04.2014 um 11.04 Uhr verließ der Ehrw. Khenchen Lama Sherab Gyaltsen Amipa nach kurzer Krankheit seinen Körper. Die Kremation fand nach vielen Ritualen und Gebeten am 17.04.2014 in Winterthur/Schweiz statt.

Khenchen Lama Sherab Gyaltsen hat mit seinem grenzenlosen Mitgefühl und seiner tiefen Weisheit unsere Gruppe über Jahrzehnte hinweg nicht nur in spiritueller Hinsicht geformt und geleitet. Er hat auch all unsere persönlichen Sorgen und Ängste in sein großes Herz aufgenommen und Hilfe gewährt. Er war uns gleichsam Vater und Mutter auf den verschiedenen Ebenen, die unser Dasein ausmachen. Seine Stimme erwärmte unser Herz schon allein durch ihren Klang.

 


Das Geschenk der grenzenlosen Güte des Gurus kann kein Schüler je erwidern. Das Geschenk des Schülers hingegen ist seine grenzenlose  Hingabe.